Erzählung

[WIR ENTDECKEN DEN MITTLEREN ATLAS MAROKKOS] – Rosa (April 2024)
Übersetzung KM


Die Perle von Amghass
«In der Morgenfrische geht es auf die Piste, später auf eine kleine Strasse in die Berge. Die Felder sind bestellt, die Bauern beschäftigt mit der Pflege ihrer wachsenden Gemüse und Getreide. Plötzlich sehen wir ganz spezielle Bäume, Storchenbäume! Jeder Baum trägt einen Kragen aus Storchennestern, die Vögel fliegen geschäftig durch die Gegend. Sie haben viel zu tun mit dem Herrichten der Nester, damit sie bereit sind, wenn die Eier gelegt werden, zum Brüten.

Bauern und Hirten säumen die Strasse und reagieren auf unsere Grüsse mit grossen Gesten und einem
breiten Lächeln. Blühende Hecken, alte kleine Bauernhäuser und Weiler begleiten uns. Wir erreichen den Amghass-See, ein blaues Juwel inmitten von Schilf und grossen Bäumen. Hier gibt es ein kleines Bistro, Tische und Stühle erwarten uns auf dem Rasen am Seeufer. Wir gönnen uns eine kleine Pause mit frisch gepresstem Orangensaft oder Kaffee.

Wir sitzen gemütlich am Ufer und entdecken eine ganze Wasserwelt, Fische in allen Grössen und Farben, Blässhühner, Wasserhühner und ein majestätisches Schwanenpaar das ihrer Liebe freien Lauf lässt. Am gegenüber liegenden Ufer sind Störche dabei, in einer grossen Trauerweide ihre Nester zu bauen. Das schönste sind aber Dutzende Schildkrötenbabys, sie paddeln und klettern auf schwimmende Holzstücke. Sie klettern voller Freude übereinander, bis plötzlich der ganze Turm mit einem grossen Platsch zusammenfällt. Dann fangen sie wieder von vorne an…

Die grosszügige Vegetation rund um den See begeistert uns. Die Perle von Amghass verdient wirklich ihren Namen. Unsere Route führt uns weiter in die Berge zu einem Stausee. Wer Lust hat kann hier schwimmen. Wunderbare trockene Landschaften. Überall treffen wir Hirten, zu Fuss oder auf ihren Eseln. Sie treiben ihre Herden von Schafen oder Ziegen. Ihre sehr müde wirkenden Hunde begleiten sie dabei. Zum Mittagessen erreichen wir Oued Ifrane, ein grosses, sehr lebendiges Dorf. Wie überall in Marokko Dutzende von Kindern, die lachend und lärmend in kleinen Gruppen zur Schule gehen oder von dort zurück kommen. Sie beäugen uns zurückhaltend, wir sind anders als sie… Wir setzen uns in eines der vielen Restaurants entlang der Hauptstrasse.

Berberofen, Tajines in der Glut, Grill, riesige verbeulte Kupferkessel, der ganze Charme beeindruckt uns. Wir geniessen das Non plus Ultra, die Lammkefta mit grilliertem Gemüse und dem so köstlichen Brot. Zurück über kleine Dörfer, bestellte Felder, die mit einem klugen Bewässerungssystem versorgt werden. Leider ist dieses nicht sehr gut unterhalten. Es wird später Nachmittag, mildes Licht erhellt die Felder, weit im Hintergrund leuchten die Berge golden.

Ich fühle mich in eine biblische Welt versetzt und um die Ecke könnte Abraham und sein Sohn Isaak biegen. Ein phantastisches Gefühl ausserhalb der Zeit. Wir verbringen einen gemütlichen Abend im Gîte.

Ein Abendessen zubereiten, Musik hören, spielen, lesen, einen Film ansehen oder ganz einfach draussen das wunderbare Sternenmeer bewundern…»

[DIE BEGEGNUNG MIT CLAUDE SUTER] – Coline – Les Baroudeuches

Übersetzung KM

«Gestern Abend sind wir im Gästehaus von Claude Suter in der Nähe von M’Rirt. 2 Stunden von Fès angekommen.

Hier waren wir überrascht über die humanitären Leistungen Claudes. Wir haben uns das nicht vorgestellt, dachten, er ist einfach ein 2CV Fan, der sich mit einem Gästehaus in Marokko etabliert hat. In der Tat war es viel mehr als das. Wir haben erfahren, dass er eine Koryphäe in der Welt des 2CV und speziell in der Szene der Raids ist. Die 2CV’s kennt er aus dem Effeff, Afrika übrigens auch.

Wir sind jung in dieser Welt des 2CV, wo viele Personen Grosses vollbracht haben, Abenteuer mit ihren 2CV’s erlebten. Wir haben noch viel zu lernen und es ist super interessant, sich mit jemandem wie Claude auszutauschen. Aber kommen wir zurück zu der Überraschung, die wir erlebt haben, als wir von der Grosszügigkeit und bedingungslosen Humanität von Claude erfuhren. Er setzt sich lokal und direkt für die Schulbildung der Kinder seiner Region ein. Er versucht, allein (oder fast) mit mehr oder weniger grossen Aktionen, den Kindern zu einer Schulbildung zu verhelfen, dazu fährt er sie im 2CV zur Schule, er saniert die Schulhäuser, er unterstützt die Aufnahme der Schüler in Internate…

Ein guter Teil der Einnahmen seines Betriebs geht in diese Projekte. Es ist sehr wichtig, was Claude hier tut, wir haben in nur zwei Wochen genug gesehen, wie schwierig der Zugang zu Schulen für Kinder ist, vor allem in Gegenden, wo sie viele Kilometer zu Fuss am Morgen sehr früh oder in der Nacht unterwegs sind mit der Lampe ihrer Smartphones.

Oftmals müssen die Kinder die Familie mit Arbeiten auf den Feldern oder im Haus unterstützen und können deshalb keine Schule besuchen. Aber die Kinder hier wollen zur Schule gehen, nicht wie in Europa, wo einige nur ungern hingehen, obwohl es hier viel einfacher ist.

Super Aufenthalt im Gästehaus Mastour wo man sich wie zu Hause fühlt und sich auch so benehmen kann.

Danke Claude für diese schönen Momente und Gespräche, wir kommen wieder, das ist sicher!

Wenn ihr nach Marokko kommt, zögert nicht Claude zu besuchen. Er wohnt in unberührter Natur im Mittleren Atlas, ein Ort wo Ruhe herrscht und wunderbare Sonnenauf-und Untergänge zu bestaunen sind.»